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von Pitti » 11.02.2008, 21:31
Märkische Allgemeine
Quelle: Märkische Allgemeine, Potsdamer Stadtkurier, 09.02.2008
EINE INTERESSANTE VOGELART KEHRT ZURÜCK Die Schleiereule brütet wieder in Golm
Früher war die Schleiereule jedem Dorfbewohnern bekannt. Die Schleiereule ist eine Eulenart die sich am stärksten den Menschen angeschlossen hat. Ob diese Feststellung auch für Golm zutrifft ist unbekannt. Das angrenzende Golmer Luch, dass durch das Wirken der Weichsel- und Nacheiszeit entstanden ist und sich im Laufe der Zeit zu einen bedeutenden Luchgebiet in der Mark Brandenburg und zu einem Eldorade für die Vogelwelt herausgebildet hat, ist mit seiner Artenvielfalt doch in Vergessenheit geraten.
Vielleicht auch erst recht, nachdem es ab 1934 als Müllkippe entehrt wurde. Gewiss gab es einige Berliner Ornithologen und Freunde der Gefiederten, für die das Luch das Mekka war, in dem es sich von der Biotopstruktur und der Artenvielfalt her immer wieder lohnte, dorthin zu kommen. Besonders nachdem Golm einen Eisenbahnanschluss erhielt, haben einige Vogelfreunde immer wieder euphorisch über die Schönheit der vielfältigen Arten (Pflanzen, Käfer, Vögel, Libellen und andere) geschrieben. Doch meist waren es nur Eindrücke von Tagesexkursionen.
So kam es, das diese sensible Vogelart im Schrifttum stiefmütterlich behandelt wurde. Erst Manfred Feiler hat Anfang der 60er Jahre über die Gold-, Perl- und Perücken eule geschrieben, um nur einige Trivialnahmen zu nennen. Da es bis 1954 keinen ornithologischen Verein oder dergleichen in Potsdam gab, wurde keine zielgerichtete und flächendeckende Erfassung- und Kartierung vorgenommen.
Wie dem auch sei – jetzt wissen wir es genau, dass die Eule mit dem herzförmigen Gesichtsschleier seit 2005 als Brutvogel nach Golm zurückgekehrt ist. Ein Jahr später blieben die Eulen aus. Im vorigen Jahr zog das Paar, in einer ersten Brut vier Jungvögel im Nistkasten außerhalb, und in einer zweiten Brut fünf Jungvögel innerhalb der Scheune der Familie Löhmannsröben auf. Neben dem Verschließen geeigneter Brutplätze leidet die Schleier eule besonders unter der Ausräumung der Agrarlandschaft und der Versiegelung der Böden in Siedlungen und Dörfern. Problematisch ist nach wie vor der zunehmende Autoverkehr, denn gerade junge Schleiereulen werden häufig auf ihren ersten Jagdflügen geblendet und überfahren.
Aus diesem Grunde braucht der Vogel die Hilfe des Menschen. In Ermangelung natürlicher Nisthöhlen werden den höhlenbrütenden Arten zur Reproduktion künstliche Nisthilfen angeboten. Golm ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir im Artenschutz nicht chancenlos sind. Voraussetzung ist eine sachliche Kommunikation zwischen Naturschutz und den verschiedenen Eigentümern oder Verwaltern von hohen Objekten (Kirchen, Türmen, Schornsteinen, Trafohäuschen) und die naturschutzgerechte Erhaltung und Gestaltung solcher Areale wie die Güterfelder und Sputendorfer Riesenfelder oder das Golmer Luch als Lebensraum für die Vogelbestände, deren rückläufige Tendenz weiterhin anhält.
Für die bisherige Unterstützung des Naturschutzes im Rahmen der Aktion „Kirchen als Lebensräume für Turmfalken und Eulen“ möchte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Kreisverband Havelland-Potsdam e. V. der Familie Löhmannsröben und der Pastorin Frau Spinola, der Kirchengemeinde Golm, sowie Frau Gopp-Wichel, Pastorin der Kirchengemeinde Langerwisch, recht herzlichen Dank sagen.
Manfred Miethke,
Potsdam
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